Da gab es diesen einen Moment, ich sitze mit der Braut, alleine im Vorbereitungsraum. Ich als fast fremder Mensch und die Braut in ihrem intimsten Moment. Wir reden kurz, ich sprech ihr Mut zu. Vor uns ein Spiegel, sie sitzt auf einen Drehhocker. Sie atmet schwer, noch 5 Minuten, dann wird der zukünftige Ehemann sie das erste Mal im Brautkleid sehen.
Ein Schritt, der Angst macht, ein Schritt, der das Herz hüpfen lässt.Dann fährt ein Auto vor, die beste Freundin schaut aus dem Fenster. Die Gewissheit, die „Männer“ sind da. Nun kommt der Brautzeuge des baldigen Ehemannes die Treppe hinauf, er sieht zum ersten Mal die Braut – bei ihm gibt es kaum ein Halten. Jetzt vermischt sich bei mir alles, die eigenen Gedanken, der Job, die Nähe des Brautpaares, die Gedanken an die eigene Freundin.
Es ist eine Ehre, Menschen bei solchen Momenten zu begleiten. Das sind Momente, die mir selbst kurz dem Atem nehmen, in diesem Augenblick, gibt es für mich nur eine Devise: Selbst ruhig bleiben, die Kamera im Anschlag haben, abwarten, abdrücken. Nur so kann ich mir sicher sein, gute Momente abzufassen. Nach einer fotografierten Hochzeit fällt meine innere Abspannung komplett ab.
Es ist eben nicht nur ein Job, es ist mit das Wichtigste, was ein Fotograf im „Alltag“ fotografieren kann. Die Paare überlegen sich Monate im Voraus, wie alles ablaufen soll. Ich hab in dem Moment, wo ich die Ringübergabe fotografiere, eine enorme Verantwortung, versaue ich die Fotos, hat das Paar für ihr ganzes Leben von diesen hoffentlich einzigartigen Augenblick kein Foto. Also sollte man sich der Verantwortung bewusst sein und trotzdem mit genügend Hingabe arbeiten.
Vielleicht sollte man als Fotograf auch nicht 30 Hochzeiten im Jahr fotografieren, vielleicht nur 10 oder 15, sonst stumpft man ab, man geht nach seinem eigenen Schema vor, durchbricht es nicht mehr und bleibt stehen. Ja ich weiß, mit Hochzeiten verdient man das meiste Geld, aber nur des Geldes willen Qualitätseinbußen hinnehmen?