Was macht dieses Facebook eigentlich aus uns? Aber fangen wir mal von vorne an. Durch das Social-Web sind wir alle zum Sender geworden. Wir schauen uns nicht mehr nur Webseiten an, sondern teilen uns mit. Wir erzählen, tauschen Meinungen aus und können uns politisch äußern. Das trägt mitunter sehr seltsame Früchte.
Aber auf einmal können wir öffentlich mit unseren Freunden / Bekannten / Verwandten / Geschäftspartner / Kollegen / Unbekannten kommunizieren. Ich zähle all diese Menschen auf, weil diese Grenzen im Social-Web nicht mehr existieren.
Wir werden alle zu Darstellern, die natürlich nur das Beste von sich zeigen wollen. Dabei geht es rein um die eigenen Bestätigung. Ich poste Fotos und bin enttäuscht, wenn „mein Knallerbild“ nur 30 Likes (bei über 10.000 Facebook-Fans) bekommt. Im Kopf fange ich an und rechne dann den prozentualen Anteil der „Liker“ unter meinen Gesamtfans aus. Wenn es dann unter 1% liegt, merke ich in mir, wie meine Laune absinkt. Ich habe darauf hingearbeitet, der Fotograf mit den meisten realen Likes, zumindest in meiner Stadt, zu sein.
Facebook hat mich abhängig gemacht. Facebook gehört zum Tag dazu, wie Zähneputzen oder die tägliche Schlafeinheit. Ich wache auf und schau zuerst, ob mir jemand auf Facebook geschrieben hat. Danach checke ich meine E-Mails. Die allererste Interaktion am Tag, ist die mit meinen Telefon. Ich beobachte mich und meine Freundin oft, wie wir einfach nur versunken nebeneinander sitzen und auf unsere Geräte schauen. Es fällt uns mittlerweile schwer, das Smartphone auch nur mal für einen Abend zu Hause zu lassen.
Klar schaffe ich mir dadurch eine Basis an Leuten, die mich auch gerne mal für ein Fotoshooting bezahlen. Klar ist es wichtig, Werbung in eigener Sache zu machen, aber dieses blaue Monster ist immer dabei – fast immer im Kopf. 90% meiner täglichen Kommunikation läuft über Whatsapp (gehört ja mittlerweile zu FB) oder Facebook. Der Rest teilt sich auf E-Mail, Twitter, Telefon und SMS auf. Wenn ich am Computer bin, läuft auf dem einen Monitor Facebook und auf dem
anderen meine Programme.
Ich bekomme mittlerweile Dinge über Facebook mit, die ich sonst wohl nie wissen würde. Karl mag auf einmal die AfD oder setzt sich dafür ein, dass die Moschee nicht gebaut wird. Dinge, die ich eigentlich nicht wissen möchte, lassen einen dann an der anderen Person zweifeln. Man bricht die ein oder andere Diskussion vom Zaun, die man ohne Facebook nie führen würde, weil man nicht jeden Mensch in seinem Umfeld fragt, wie er den zu der AfD steht.
Wisst ihr was richtig bescheuert ist? Dass dieser Beitrag einen „Like“ Button hat und dass ich diesen Beitrag selbst wieder auf Facebook teilen werde, weil ich denke, dass er gut ankommen wird. Ich komme nicht raus aus dieser Spirale, weil es einfach für mich zur Normalität gehört, mich auf Facebook mitzuteilen.
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