Kein Plan B.

Was wäre passiert, wenn meine Mutter mich in der 9. Klasse nicht vom Gymnasium genommen und in die Mittelschule gesteckt hätte? Vielleicht hätte ich mich irgendwie durch das Abitur gequält, hätte vielleicht Informatik studiert und wäre jetzt ein ganz anderer Mensch. Wenn ich in dieser Realschule nicht gewesen wäre, hätte ich vielleicht nie meine Liebe zum Hiphop entdeckt, hätte mich vielleicht nie mit Worten hätte wehren müssen, hätte vielleicht auch ein paar Mal weniger Prügel meiner Mitschüler kassiert.

Ich wäre wahrscheinlich niemals Grafiker oder Fotograf geworden. Ich hätte vielleicht einen geraden Weg genommen und nicht 100 Jobs gehabt, bei denen ich entweder rausgeflogen bin oder ich selbst gekündigt habe. Vielleicht war das alles ganz schön gut so. Ich sehe so viele Menschen, die einen Job erledigen, der sie nicht ausfüllt. Umso älter wir werden, desto schwieriger wird es den eigenen Träumen hinterher zu jagen, weil wir einfach viel zu viele Päckchen auf den Schultern zu tragen haben. Da wo Menschen sind, kommt es immer wieder zum Drama.
Irgendjemand hat mir diese Kamera geschenkt, mit der ich mich nur selbst begrenzen kann. Ich kann jede Vision, die ich habe irgendwie umsetzen, wenn ich die Ausdauer dafür besitze. Ich muss nur die Chance ergreifen und anpacken. Es passiert eben nichts von selbst, immer und immer wieder aufstehen. Auch mal rumschreien, weil was nicht funktioniert, aber auch mal dankbar sein für das, was man hat, was man sich selbst erarbeitet hat. Diese Dankbarkeit aber auch weitergeben. Nicht immer denken: „Was bringt es mir?!“ – sondern eher: „Was kann ich meinem Umfeld zurückgeben?“. Diese Lektion hat mir meine Frau über die Jahre gelehrt und beigebracht.
Das, was ich jetzt gebe, kommt vielleicht niemals zurück, muss es auch nicht. Aber hey, du hast dich eben nicht wie ein Arschloch verhalten, sondern warst nett – manchmal zu nett. Dieses „nett sein“ ist schwer, gerade wenn man -wie ich- aufbrausend sein kann, aber es macht Sinn das Gesamtbild zu betrachten und da anzusetzen. Mein eigenes Gleichgewicht beeinflusst das Gleichgewicht meines direkten Umfeldes.
Vielleicht niemals der Beste oder Kreativste, aber einer, der sagen kann:
„Yo war cool, nichts bereut und im Rahmen meiner Möglichkeiten alles ausgeschöpft und immer meinem Herzen und Bauch gefolgt.“
 Vielleicht ist es dieser Satz, der einfach alles sagt.
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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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