Da sitze ich nun. Der Kopf und das Herz sind voll. Die letzten Wochen und Tage waren so gegensätzlich: mal sehr betrübt, mal euphorisch. Aber woher kommt das alles? Warum beschäftigt mich dieses Älterwerden dann doch so sehr? Und warum schon seit etwa zwei Jahren? Vielleicht ist es die Erkenntnis, nicht mehr der zu sein, der ich vor 10 Jahren war.
In diesen 10 Jahren habe ich mich verändert: vom Grafiker zum Fotografen, vom Fotografen zum Aktivisten, und schließlich vom fotografischen Aktivisten zum Papa. Alle diese Teile meiner Vergangenheit verschmelzen zu einem Gesamtbild – das bin ich jetzt.
Meine Prioritäten haben sich verschoben. Es muss nicht mehr immer volle Pulle nach vorne gehen. Es ist okay, an einem Freitagabend vor der Sendung von Jan Böhmermann auf der Couch einzuschlafen. Es ist okay, die Wochenenden eher mit meinem Sohn und meiner Frau zu verbringen, statt in Bars und Clubs herumzuhängen. Und trotzdem darf man manchmal ausbrechen, sich Freiheiten nehmen – nur vielleicht nicht mehr bis zur totalen Besinnungslosigkeit, sondern mit Bedacht. Vielleicht klingt das super langweilig, aber vielleicht ist genau das der Prozess des Älterwerdens. Vielleicht ist es allerdings auch nicht okay, dass die Waage mittlerweile über 80 kg anzeigt. Daran sollte ich die nächsten Jahre arbeiten.
Was ich am Älterwerden mag? Man wird ruhiger. Die Erfahrung zeigt, dass man vieles mit ein wenig Abstand und Ruhe gewuppt bekommt. Freundschaften werden seltener, weil man nicht mehr jede Person so nah an sich heranlässt. Aber die Freundschaften, die bleiben, sind umso wichtiger. Es braucht nur ein paar Menschen, die wissen, was bei mir los ist – um Meinungen einzuholen, um sich verstanden zu fühlen. Und vor allem, um zu merken: Diese Leute sind in herausfordernden Zeiten für dich da. Zum Glück bin ich mit einigen echt tollen Menschen gesegnet, die mir Kraft und Zuversicht schenken.
Jetzt kribbelt es im Bauch, weil da diese große 40 steht. Aber ganz ehrlich: Am Ende verändert sich nur etwas, wenn ich es will. Zumindest noch.