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Freitag in Freital…
Es fällt mir schwer meine Gedanken zu ordnen und richtig zu beschreiben. Zuviel im Kopf, um das klar auszudrücken. Ca. 100 Menschen machten sich von Leipzig nach Freital auf, um dort ein klares Zeichen für die Flüchtlinge zu setzen. Wir stoppten mitten in Freital und es war beängstigend: links von uns der toom Baumarkt , wo mehrere sportliche rechte Gestalten sich „warm machten“, rechts von uns ein kleiner Hügel, wo weitere besorgte Bürger auf uns lauerten.
Nachdem wir zum Flüchtlingsheim eskortiert wurden, luden wir die vielen Dinge aus, die uns aus Leipzig mitgegeben wurden. Ich bin so schockiert, dass es den Leuten an den einfachsten Sachen fehlt, keine Zahnbürsten, kaum Kleidung, nicht einmal Spielsachen für die Kleinsten. Ich war nun schon mehrmals in Uganda und hab dort auch ein paar Spielsachen mitgebracht, die Bilder gleichen sich 1:1. Nun bin ich hier aber vor meiner eigenen Haustür, in einem verdammt reichen Land, und trotzdem schaffen wir es nicht, dass diese Flüchtlinge zumindest mit einer ersten Grundversorgung ausgestattet werden.
Mein Kopf bekommt diese Bilder einfach nicht geordnet… Wenigstens bleibt bei mir ein Gefühl im Hinterkopf – den Geflüchteten einen zumindest schönen Abend bereitet zu haben. Die Antilopen Gang spielte groß auf, in einer eigentlich bedrohlichen Situation, wo nur ein paar Meter entfernt ein rassistischer Mob schreit und krakeelt, schaffen es nun eine Band und ihre Unterstützer, zumindest für ein paar Minuten gerade auch den Kindern ein lächeln auf die Lippen zu zaubern…
Ich weiß ehrlich nicht, wovor die Menschen Angst haben… Vor lachenden Kindern? Vor einem Austausch der Kulturen? Stellt euch vor – ihr seid Monate auf der Flucht, komplett von diesen Strapazen gezeichnet und das erste, was ihr von Deutschland mitbekommt, ist der Widerstand gegen die eigene Person, nur weil man nicht Deutsch ist… Warum haben ständig alle nur Angst, anstatt den ersten Schritt zu wagen, um Vorurteile abzubauen, um ein gemeinsames Miteinander zu schaffen.
Scheiß Vorurteile.
Scheiß Angst.
Scheiß Hass.
Refugees Welcome.
Es wird Zeit, Flagge zu zeigen!
Ein intimer Einblick in das Leipziger Schlafzimmer.
101 Leipziger Bürger spontan fotografiert.