9 Ideen im Umgang mit Menschen vor der Kamera…

Eine Frage, die mich fast bei jeden Shooting begleitet: „Wie kommt eigentlich deine Freundin damit klar, dass du so viele hübsche Frauen fotografierst?“. Es gibt damit kein Problem, wir sind da beide zusammen reingewachsen. Entweder man vertraut sich in einer Beziehung oder nicht. Aber wie kommt es zu so einer Frage? In dem ich mit meinem Motiv rede, sehr viel rede. Über Fotografie, über das Wetter, über Gott und die Welt. Über die Jahre hinweg hab ich ein paar Ideen gesammelt.

Vor dem Shooting

 1.Wo/Wie finde ich das passende Model?
Es gibt jeden Tag 100 Möglichkeiten jemanden zu finden, der interessant genug ist, um fotografiert zu werden. Als wir in den USA waren, haben wir meist über lokale Instagram Hashtags unsere Models vor Ort gefunden. Ein kurzes Anschreiben hat meist gereicht, um dann mit der Person in Kontakt zu treten. Sprecht die Leute auf der Straße / Arbeit / im Freundeskreis direkt an. Wenn du schon ein aussagekräftiges Portfolio hast, dann wird es das geringste Problem sein, einen interessanten Menschen auf der Straße die eigenen Visitenkarte in die Hand zu drücken.
„Hey wenn du Lust hast dich von mir fotografieren zu lassen? Meld dich einfach mal.“
Für viele klingt das am Anfang wie eine dumme Anmache, aber die Leute sind neugierig, schauen dann auf die Webseite und wenn die Bilder gefallen, werden sie sich auch melden. Aber auch hier kommt es darauf an, ob die Person, die du suchst zu deiner Idee passt.
2. Plane deinen Ort 
Welche Person fotografierst du? Diese Frage muss im Vodergrund stehen. Hast du da ein sehr natürliches Model vor dir oder ein Business-Manager? Mit dem Ort steht und fällt das Shooting. Schau dir gerade in deiner Stadt auch die ländliche Umgebung an – dort kann man schon über Google Maps viele Perlen entdecken. Leg dir eine Karte an, mit Locations die du schon besucht hast und speichere dir GPS Daten ab, wo du was interessantes vermutest. Wenn du dir einen neuen Ort anschauen willst, nimm gleich ein Model mit (Wozu gibt es freie Shootings?), dann kannst du viel testen. Du machst dich mit der Umgebung vertraut und bist bei einem bezahlten Job bestens vorbereitet.
3. Lass dir Outfitfotos schicken
Du bist kein Hellseher. Du weißt nicht was dein Model im Schrank hat. Daher schildere ich immer in Umrissen meine Fotoidee und frage dann ob diejenige Person sich nicht mal kurz in einem passenden Outfit vor dem Spiegel selbst fotografieren könnte. Damit schlagt ihr gleich 2 Fliegen mit einer Klappe, ihr wisst wie eure Person derzeit aussieht und ihr bekommt eine Vorstellung von dem Look des Shootings. Kleidung auf dem Bügel fotografiert, bringt mir immer nichts.

Während des Shootings

4. Kläre vor Ort erneut alles ab
Ich empfange die Leute meistens bei uns im Studio. Dort steht als Begrüßung ein Glas Wasser und mein Fotobuch. Anhand des Buches oder Beispielfotos zeige ich den Leuten, was ich von ihnen erwarte. Daher kann es nicht zu falschen Erwartungen und Missverständnissen kommen. Wenn ihr gerade im freizügigeren Bereich Fotos machen wollt, klärt es lieber einmal mehr ab, ob das ein Problem wäre oder nicht. Hier könnt ihr die Grenze festlegen, die man dann auch partout nicht überschreiten sollte.
5. Sei immer freundlich
Jeder der schon etwas länger fotografiert weiß, dass es bei Shootings stressig werden kann. Die Gegebenheiten ändern sich kurzfristig oder dem Model wird doch schneller kalt als gedacht. Es kann viel passieren, dass deine innere Euphorie kippt und man selbst schlechte Laune bekommt. Was bringt es dir, diese Laune aber auch nach aussen hin zu zeigen? Gar nichts. Ich würde niemals ein Model während des Shootings kritisieren. Das würde sehr auf die Stimmung drücken und das Ergebnis wäre nicht mehr wünschenswert. Der Ärger verfliegt bei mir auch relativ schnell, sobald ich ein schönes Bild im Kasten habe.
6. Erzähl was von dir
Wenn du etwas über dein privates Leben erzählst, kommt eine schnellere Verbindung zustande. Ich breite auch eher selten meine gesamte Lebengeschichte vor meinem Model aus. Aber ich kann über meine letzten Tage erzählen, über fotografische Sichtweisen. So herrscht gerade bei einer Autofahrt keine peinliche Stille und man kann schon ungefähr abschätzen wie die Person tickt die man da gerade fotografiert. Wenn man ein offenes Model erwartet, sollte man sich selbst auch etwas öffnen um eine gemeinsam Basis zu haben.

Nach dem Shooting

7. Lass dein Model mit Bilder auswählen
Viele Kameras bieten ja mittlerweile die Option an, dass man die Bilder direkt am Display bewerten kann. Warum drückst du deinem Model nicht die Kamera in die Hand und lässt sie selbst bewerten? So bekommst du ein Überblick, wie die Person sich selbst sieht und was ihr gefällt. Hat sie ein Blick für die gesamte Szenerie oder steht das Model eher auf die ganz nahen Portraits? So weißt du auch ungefähr mit welchen Bildern du sie am Ende glücklich machen kannst.
8. Halte Kontakt! 
Gerade bei meinen Home-Shootings ist es ganz klar, dass die Models ein höheres Mitspracherecht haben als bei einen normalen Shooting. Hier geht es um Intimität und eine Veröffentlichung. Bevor ich dort eine Serie auf die Webseite stelle, frage ich vorher ob meine Bildauswahl für sie „so ok“ ist und erst dann stelle ich es online. Ja ich mache das, obwohl ich einen gültigen Vertrag habe, in dem eigentlich alles geregelt ist. Trotzdem habe ich und das Model am Ende dabei ein besseres Gefühl.

9. Ordne das Shooting richtig ein
Man muss mit sich selbst ehrlich sein, lief das Shooting gut und sind beide Parteien mit den Bildern zufrieden? Würdest du wieder mit dieser Person Fotos machen? Frag die Person die du fotografierst nach ihrem empfinden, gefallen der Person die Fotos? Wenn du ein gutes Bauchgefühl hast, spricht nichts gegen ein zweites Shooting, gerade wird dieses oft lockere sein als das erste, ihr kennt euch habt schon eine gemeinsame Basis erarbeitet und könnt damit weiterarbeiten.

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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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