Foto: Robin Schmiedebach
Ich benutze an einem durchschnittlichen Tag mein Handy 3-4 Stunden, dann sitze ich (solange ich nicht auf Fotoproduktion bin) sicher mindestens 6-8 Stunden vor einem Monitor. Dann fahre ich nach Hause und knall mich oft noch vor Netflix, zum einschlafen höre ich Podcasts. Ich umgebe mich also ständig mit Musik, Medien, Fotos, Filmen und Nachrichten. Wo bleibt dann die Zeit für eigene Gedanken? Vielleicht liegt es daran, dass ich seit Monaten keinen Blogbeitrag geschrieben habe.
Um meine Gedanken zu kanalisieren und sie auszusprechen gibt es mittlerweile andere Wege. Teilweise durch meine Fotos, teilweise durch mein Projekt „herzkampf„. Ich suche mir Inseln für das, was mich interessiert. Verknüpfe ich meine Fotografie mit etwas Politischen, schaffe ich mir ein neues Projekt. Werde ich deswegen bedroht oder angefeindet, drücke ich es weg, ich denke gar nicht darüber nach, blockiert und vergessen. Ich bin abgestumpft, was deren Hass betrifft. Gleichzeitig lernt man so dermaßen viele inspirierende Menschen kennen, die dich positiv mit dem Gefühl anstecken: „Jeder kann in seiner eigenen Realität was verändern und bewegen.“ Nur braucht man Ausdauer.
Letztlich fragte mich ein sehr guter Freund, was mir überhaupt die Porträtfotografie bringen würde? Vielleicht liegt es daran, weil ich mit Porträts angefangen habe, fotografieren zu lernen. Für mich ist jeder Mensch eine Herausforderung, eine Symbiose aus meiner Gedankenwelt und die Person, die vor mir steht. Alles geht ineinander über. Lächel ich hinter meiner Kamera, lächelt die Person vor der Kamera meist auch. Wir bekommen gar nicht mit, wie oft wir uns in anderen Personen spiegeln und wir zum Spiegelbild anderer Menschen werden. Das ist anstrengend, definitiv anstrengender als eine Immobilie zu fotografieren, die dann doch eher kaum Gefühle zeigen kann. Aber auch dankbarer. Das große Ziel, mit meinen freien Projekten irgendwann komplett mein Geld zu verdienen, steht. Nun muss ich langsam anfangen, neben meinen Aufträgen damit mehr Geld zu verdienen.
Blicke ich auf mein letztes Lebensjahr sehe ich einige Dinge: Ich bin dicker geworden und hab deswegen angefangen mich mit dem 8/16 er Fasten auseinanderzusetzen. Ich habe das erste Mal Diskussionen mit meinen Eltern „gewonnen“, ich bin verhandlungssicher geworden. Ich nehme weniger hin und lasse es geschehen, sondern versuche mich zu wehren. Manchmal bin ich zu impulsiv mit meinen Worten und werde dadurch ungerecht, weil die Sicherung im Kopf durchknallt.
Ich hab angefangen zu meditieren und mach es viel zu wenig. Aber ich weiß nun was ich machen muss, wenn ich zur Ruhe kommen will und mich mein Gedankenkarussell wieder so auf trab hält. In mir ist eine ständige Unsicherheit, irgendetwas nicht zu schaffen, an irgendwas imaginären zu zerbrechen, was nicht da ist. Trotzdem ist die Unsicherheit mein Dämon, den ich nicht wirklich abschütteln kann. Dabei fängt mich meine Frau auf, sie merkt es oft gar nicht, wie sie mich aus meiner Negativität befreien kann. Mit einem Satz gibt sie mir die Sicherheit, die ich durch stundenlanges Grübeln nicht erschaffen konnte.
Freunde wertvoll behandeln, weil sie dich schätzen und schützen.
Aufbrechen wollen, ohne dabei zu zerbrechen.
Happy Birthday.
Martin.