Respekt vor der Bildbearbeitung

Rheinsberg-6227

Wie oft habe ich folgendes schon erlebt: Man macht in mühevoller Kleinarbeit die Fotos für die Person, die man fotografiert hat, fertig und dann muss man auf Facebook / Instagram miterleben, wie diese Person das Bild selbst noch verfremdet, indem sie 2-3 Instagram-Filter drüberjagt und dann das Foto als Profilbild einstellt.

Da steigt in mir die Wut hoch. Dann hätte ich mir auch die komplette Bearbeitung sparen können. Scheinbar ist es auch egal, was in vorher unterschriebenen Verträgen steht. Hauptsache man klickt 2-3 mal auf Filter, um dann das Bild “geiler” zu machen. Als ob man sich nichts dabei denken würde, wenn man die Bilder FERTIG abliefert.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass der allgemeine Respekt vor der Bildbearbeitung verschwindet. Klar machen uns viele Tools das Leben immer leichter und um einen eigenständigen Look zu kreieren, muss man kein Photoshopexperte mehr sein. Dennoch sollte man den Fotografen für seine Ideen und Farbwelten, die er mit seiner Bearbeitung veranstaltet, dankbar sein.

Die Apps, die wir mittlerweile alle auf dem Handy haben, sind schnell und manchmal gar nicht so verkehrt, nur kann man dies eben nicht mit einem professionellen Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Lightroom vergleichen. Jemand, der sich in diese Programme einarbeitet, braucht Monate oder Jahre eh er diese relativ gut beherrscht.

Zu einem guten Foto gehört eben nicht nur das Foto, auch die Bildbearbeitung ist heutzutage ein enormer Bestandteil des Fotografierens. Ich bin nicht derjenige, der die Haut unendlich glatt zieht und ich bin auch nicht der, der jeden kleinen Makel entfernt. Davon leben meine Bilder – die Natürlichkeit. Bei mir geht es um Farbwelten, die miteinander harmonieren müssen, die etwas ausdrücken, was ich vielleicht so empfunden habe, aber vor Ort leider nicht vorhanden war. Und dann wird mit einem Klick die Farbwelt zerstört oder in Sepia eingefärbt. Hey, es ist mein Bild was ich dir da gebe, also behandele es doch vielleicht wie einen analogen Abzug. Oder hättest du damals deinen analogen Abzug mit einem roten Filzstift bearbeitet? Ich glaube nicht.

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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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