Fördern. Fordern. Vertrauen.

Fördern. Fordern. Vertrauen.

Es gab in meinem Leben immer wieder Menschen, denen ich nie besonders nahestand, die aber dennoch – bewusst oder unbewusst – eine größere Rolle gespielt haben. Natürlich waren meine Hauptförderer immer meine Eltern, vor allem wenn es um die Entfaltung meiner Interessen ging. Aber im beruflichen und ausbildungsbezogenen Kontext waren sie nicht direkt dabei – und genau hier kamen andere Menschen ins Spiel, die mich nachhaltig geprägt haben. Menschen, die einen ernst genommen haben, auch wenn man erst 15 oder 18 Jahre alt war. Die ihre eigenen Erfahrungen geteilt haben – Erfahrungen, die mir in meiner Situation weitergeholfen haben.

Ich war damals sehr faul. Ich war nur gut in Dingen, die mich wirklich interessiert haben. Lernen war nicht mein Ding. Mich in etwas reinzufuchsen und es zu verwirklichen – das hat mich gepackt. Und so ähnlich läuft es heute eigentlich immer noch ab.

Ein Beispiel dafür ist mein Lehrer Herr Graf am BSZ Delitzsch. Er hat in mir etwas gesehen, das ich selbst zwar schon gespürt habe, aber was er bewusst gefördert hat. Mein technisches Verständnis war im Jahr 2002 schon relativ weit. Ich konnte Computer zusammenbauen, Netzwerke einrichten, eigene kleine Webseiten gestalten. Und ich liebte es, mich im Internet zu bewegen und Neues zu entdecken. Herr Graf hat mir den Raum gegeben, genau das einzubringen.

Ich durfte während einer Projektwoche die komplette Schulwebsite allein umsetzen – mit 16 Jahren. Während andere Schüler:innen bei externen Firmen eingesetzt wurden, hatte ich eine Art Sonderstellung. Ich durfte in der Schule bleiben und mich kreativ austoben. Und es hat mir Spaß gemacht, so eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Es war nicht mehr nur Lehrer-Schüler – es war ein erstes Gefühl von Augenhöhe.

In meiner Ausbildung zum Mediengestalter ab 2004 hatte ich dann eine Ausbilderin, Daniela, die mein Chaos sortiert hat – im besten Sinne. Ich war kreativ, aber planlos. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig Struktur ist. Dass gutes Grafikdesign nicht nur aus bunten Bildchen in Photoshop oder QuarkXPress besteht. Sie hat mir beigebracht, wie man sauber Schrift setzt, wie man Projekte organisiert, und dass eine gute Ablage auf dem Rechner enorm viel Zeit sparen kann.

Sie hat mich gefordert, aber nie von oben herab. Nach ein paar Jahren durfte ich größere Projekte eigenständig betreuen. Dass ich meine ersten Katalogcover gestalten durfte – das war etwas Besonderes. Ein Zeichen von Vertrauen. Und es hat mich unglaublich motiviert.

2007, durch meine späte Zivildienstzeit, kam ich zur Umweltbibliothek Leipzig. Auch dort hatte ich das Glück, einem Menschen zu begegnen, der mich einfach machen ließ: Roland. Mein Chef. Er hat mir die Verantwortung für die komplette Website übergeben, hat meine Ideen gehört, mein Wissen respektiert. Wir haben auf Augenhöhe diskutiert – und ich durfte ausprobieren, gestalten, Verantwortung übernehmen.

Ich erinnere mich auch daran, wie ich ihn damals für eine Wahlpostkarte fotografieren durfte – meine Fotografie steckte noch in den Kinderschuhen, aber er hat mir vertraut. Und dieses Vertrauen, gerade in Momenten, in denen man selbst noch nicht sicher ist, was man eigentlich kann – das prägt.

Heute denke ich oft daran zurück. In unserer Studiogemeinschaft haben wir immer wieder Praktikant:innen. Ich versuche ihnen nicht Aufgaben überzustülpen, sondern eher ein Ansprechpartner zu sein. Ich möchte, dass sie sich gesehen fühlen – auf sozialer Ebene. Dass sie sich ausprobieren können, ohne Angst vor Fehlern. Vielleicht, weil ich genau das damals auch gebraucht habe.

Was diese drei Menschen – Herr Graf, Daniela und Roland – verbindet, ist nicht, dass sie mir ständig auf die Schulter geklopft hätten. Es war ihr Vertrauen. Und das Gefühl, auf Augenhöhe sprechen zu dürfen, wenn ich es mir verdient hatte. Das hat mich unglaublich gestärkt.

Heute, als Vater, denke ich oft darüber nach, wie ich meinem Sohn genau dieses Gefühl weitergeben kann. Wie ich ihm helfe, Vertrauen in sich selbst aufzubauen. Mein eigenes Selbstvertrauen ist heute relativ gefestigt. Und ich glaube, ein großer Teil dieses Fundaments wurde durch genau diese Menschen gelegt.

Danke dafür. 

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