Entwicklung und Stillstand.

Als ich diese Frau kennengelernt habe, war sie 19 Jahre alt, frisch von der thüringischen Provinz nach Leipzig gezogen. Ein Mensch der offen auf die anderen zugeht und mit den eigenen Stärken sehr gut umgehen kann. Sie hat die größten Talente und erarbeitet sich Jahr für Jahr gute Jobs und baut sich gerade eine mächtige Reputation auf. Nun nach 4-5 Jahren Entwicklung und Studium ist ihr Leipzig zu klein geworden. Ich selbst habe das schon lange geahnt, jemand mit so vielen Fähigkeiten muss raus in die weite Welt. Die Jahre von 20-30 sind so dermaßen aufregend. Man erlebt vieles zum ersten Mal, bekommt aber auch langsam eine Ahnung wohin man mit dem eigenen Leben will.Ich bin bald 33 und schaue etwas neidisch auf diese Jahre zurück. Ich hab das Gefühl, dass ich stehen geblieben bin. Der Bauch wird dicker, die kreativen Gedanken dafür weniger. Wenn ich mich aber ehrlich selbst hinterfrage, gibt es keinen Stillstand, alles ist in Bewegung um mich herum. Nur es kommt mir eben so vor, weil ich kaum noch Dinge zum ersten Mal erlebe. Organisiere ich eine Ausstellung ist das ein tolles Gefühl, aber eben nicht mit der ersten Ausstellung von 2012 zu vergleichen. Bedanken sich meine Kunden bei mir für meine Arbeit, ist das immer wieder eine Offenbarung für mich, aber springe ich deswegen wie 2010 im Dreieck vor Freude? Ich glaube umso länger man einen Job macht, desto mehr stumpft man ab. Man reitet die Wellen, die es nun mal im Beruf des Fotografen gibt nicht mehr bis auf Anschlag, sondern bemüht sich nicht von Board zu fallen und somit immer den sicheren Hafen wieder zu erreichen. Dabei hat man über die Jahre nur die Badeshort mit einem Taucheranzug getauscht.Leipzig ist in manchen Dingen zu klein, gerade als Fotograf. Warum bin ich nie weggegangen? Warum bin ich nie nach Köln, Hamburg oder Berlin gezogen? Weil ich vielleicht doch nicht der Vollblutfotograf bin, weil es mir nicht egal ist, ob meine Familie und mein soziales Umfeld bei mir in der Nähe ist. Leipzig entwickelt sich derzeit rasant, vielleicht möchte ich auch einfach ein Teil dieser Entwicklung sein. In dieser Stadt, in der ich zum ersten Mal geküsst, gefeiert und fotografiert habe. In dieser Stadt, in der ich sehr viele Orte und Menschen kenne.

Es kann nicht jeden Monat, jedes Jahr ein Highlight das nächste jagen.

Teile doch diesen Beitrag:
Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
Telegram
WhatsApp

Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

Die letzten Portfolio Beiträge