Ein Jahr Analogfotografie mit der „Point & Shoot“ Kamera

Wie alles mit mir und der Analogfotografie began:

Ich kenne viele Fotograf*innen, die gerne analog fotografieren. Irgendwie habe ich das immer als Liebelei abgetan. Empfand es als zu aufwendig und die wenige Kontrolle, die man über das Bild hat, hat mich viele Jahre abgeschreckt, um damit selbst anzufangen. Dann hat es mich völlig kalt erwischt. An einem Sommertag im Jahr 2021 trafen wir uns unter Freunden. Mein Freund Thomas hatte eine simple Point & Shoot Kamera dabei. Ich habe mit der Kamera ein wenig herumgespielt, zwei, drei Fotos fabriziert und ich war wie elektrisiert. 

Es gab nichts zum Einstellen, Film einlegen, durch den Sucher gucken, klick, Foto gemacht. Vielleicht war es gerade die Mischung, ich befand mich nicht im „Fotoumfeld“, ich hab einfach herumprobiert und die einfache Herangehensweise hat mich umgehauen. Und dann der Gedanke: „So eine Kamera brauche ich auch.“ kam dann natürlich ganz schnell. 

Ich fragte einen guten Analogfotografen, ob er mir was empfehlen kann, und er schickte mir den Ebay-Link zu einer Olympus MJU III, damit schoss ich die ersten Bilder, ein paar Monate später entschied ich mich dann für eine Fuji DL300 – mit der ich bis heute noch unterwegs bin.

Heißluftballon über dem Leipziger Marktplatz

Wie ist das Gefühl beim fotografieren?

Mittlerweile bin ich absoluter Fan davon geworden. Ich habe die Fuji immer in meiner Gürteltasche dabei. Ich zücke eher die Analogkamera als mein Handy, wenn ich was Spezielles sehe. Gerade wenn ich längere Strecken laufen sollte, probiere ich meinen Blick für einen „analogen Moment“ zu schärfen, um diesen dann mit der Kamera festzuhalten. Vor ein paar Jahren noch undenkbar, aber die Analogkamera hat es geschafft, meine „Immer-dabei-Cam“ zu werden. Das Schönste daran ist aber, ich vergesse, was ich fotografiert habe. Ich bin dann doch immer wieder überrascht, was ich alles fotografiere und freue mich, wenn die Scans dann in meine Lightroom-Software wandern. Ich fotografiere zu 60% komplett private Szenen und Bilder, viel meinen kleinen Sohn (von, denen ihr hier keine Bilder sehen werdet), Freunde, Familienfeiern. Momente, die durch die Analogfotografie irgendwie mehr „Gewicht“ bekommen.
Lichteinfall hinter der Gardine

 Wie unterteilst du die Ergebnisse?  

Ich kategorisiere und sortiere die Scans in dem Programm Lightroom in drei Abschnitte. Nach ein paar Wochen merkte ich, dass ich dadurch alle Bilder immer verfügbar habe und auch wiederfinde. 

Model Fotos

Da ich die Kamera immer mit dabei habe, kommt sie natürlich auch bei meinen normalen Foto-Sessions immer mal wieder mit zum Einsatz. Immer wenn ich denke „ach hier wäre doch ein analoges Foto von toll.“ Wird hektisch nach der Kamera gesucht und es entstehen ein paar Bilder. 
 Landschaften / Street / Urban
In der Kategorie geht es meist um die Bilder, die ich aktiv aufnehmen möchte. Ich laufe durch die Gegend, sehe etwas Spannendes und drücke ab. Dabei geht es oft um Landschaften, Stadtszenen oder einfach ein Detail, was mir ins Auge geschossen ist. 

Freunde / Familie / private Feiern

Ich würde fast sagen, zu 60% benutze ich die Analogkamera um private Fotos zu schießen. Gerade meine kleine Familie steht hier sehr im Vordergrund. Mein Sohn, meine Frau, aber auch Freunde, Familienfeiern und andere Veranstaltungen bei denen man dabei ist. Irgendwie sind die Bilder am unspekakulärsten, aber mir persönlich am wertvollsten. 
 

Welche Filme magst du und wo lässt du entwickeln?

Ich muss echt sagen, ich habe mich das komplette letzte Jahr durch sehr viele Filme getestet und bin echt Fan vom Fuji C200 geworden, hier mag ich irgendwie die Farben am meisten. Natürlich probiere ich weiter aus und hoffe auch darauf, dass ich irgendwann mal einen Cinestill 800 in die Finger bekomme, um diesen auf Herz und Nieren zu testen. 

Die Bilder entwickeln, lasse ich beim Urbanfilmlab – dort kenne ich den Betreiber Tobias Urban, schon etwas länger. Ich mag das Handling, ich bekomme meine Negative per Post zugeschickt und die digitalen Scans (als JPG) erhalte ich meistens nach einer Woche über einen WeTransfer Link. Bisher war ich immer zufrieden und der Preis pro Film geht auch definitiv klar. 
Sonnenuntergang in Leipzig Gohlis

Was möchtest du noch verändern und wie ist dein Fazit?

Ich habe mich etwas in eine analoge Kamera verliebt, die ich bisher noch nicht kaufen konnte, bzw. meine Vernunft noch dagegen ankämpft. Ich hätte gerne eine Nikon 28Ti, diese Kamera ist aber enorm teuer, sieht aber sehr toll aus. Ansonsten werde ich weiter Filme ausprobieren und probieren noch mehr Momente zwischendurch einzufangen. 

 

Diese für mich neue analoge Fotografie, entschleunigt mich total, sie nimmt den „Druck“ raus, sofort etwas zu produzieren, was ansehnlich ist. Es ist eine komplett andere Art zu fotografieren und hat für mich einen sehr stark ausgeprägten „Hobbycharakter“. Ich bin froh, mich dort auszuprobieren und hoffe auf eine noch lange Reise. Das schöne ist, die Kamera kann ich auch mal meinem Sohn in die Hand geben und er schießt damit auch ein paar Bilder. 

Kurz gesagt: Ich möchte die analoge „Point and Shoot“ Fotografie nicht mehr missen und werde definitiv weitermachen.

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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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