Nacktheit in der Fotografie

Ein Thema, was mich eigentlich schon seit 2-3 Jahren beschäftigt. Warum ist nackt nicht gleich nackt? Warum legen soviele Fotografen wert darauf Po & Busen zu fotografieren? Bin ich vielleicht nicht besser? Der MDR hat mich letztlich zu diesen Thema interviewt und seitdem schweben immer mehr Fragen durch meinen Kopf.

Ich hab mich über Jahre hinweg nicht getraut, mehr Haut in meinen Fotos zu zeigen. Ein trägerloses Top war schon oft das höchste der Gefühle. Irgendwann fing ich damit an, verdeckten Akt zu machen. Dabei sollte aber trotzdem nie der nackte Körper im Vordergrund stehen, sondern immer noch das Gesicht oder der Mensch zu dem Körper. Oft sinnlich, manchmal Leidenschaftlich. Oft ist es so, dass der Reiz etwas nicht zu sehen viel höher ist, als die pure Nacktheit. Wie bist du als Mensch? So möchte ich Dich darstellen.

Ich merke selber, wie sich meine eigene Einstellung zur Nacktheit verändert. Manchmal bekomme ich Kommentare unter meinen Fotos wie „Boah ist die geil“. Ich zucke dann immer kurz zusammen und wundere mich, wie die Leute sich an nackter Haut so hochziehen können. Für mich sieht nackte Haut oft besser aus als mit Stoff bedeckt, weil es echter und realer ist. Wir werden nackt geboren, wollen uns aber durch Kleidung definieren. Kleidung schützt uns. Vor was eigentlich? Kleidung ist ein Statussymbol. Das erfährt man spätestens in der 5. Klasse, wenn man nicht mit einer angesagten Kleidungsmarke über den Schulhof läuft.

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Wäre unsere Gesellschaft etwas offener, wäre auch die ganze Problematik mit der nackten Haut weniger ein Problem. Ich höre immer sehr oft folgenden Satz: „Ja für dein Portfolio sehr gern, nur auf Facebook muss das nicht sein.“ Die Leute haben Angst, das ein Foto irgendwann mal ein Hindernis in der Jobwelt sein könnte. Wollen Arbeitgeber nicht offene starke Mitarbeiter, die dazu stehen, wie sie sind? Wir haben uns so sehr von unserem Ursprung entfernt, dass wir empört sind wenn beim Superbowl ein Nippelblitzer zu sehen ist. Fadenscheinig.

Trotzdem ist es das was sich in die Köpfe der Menschen einprägt, „Martin Neuhof? Ist doch der, der immer alle halbnackt fotografiert.“ Wie etwas fotografiert ist, ist dabei total egal und das ich auch unzählige Portraits mache ohne viel Haut auch. „Boah guck mal Brüste“ – das zieht scheinbar immer noch die Massen an und nur dieser Fakt bleibt im Hinterkopf.

Ich befinde mich im Zwiespalt, denn ich möchte tiefgründige Fotos machen. Zumindest möchte ich Fotos schießen, die den Mensch vor der Kamera widerspiegeln. Dabei ist es für mich auch immer nicht leicht, nicht plump zu wirken. Manchmal denke ich: „Wow, das ist cool“, aber beim zweiten Blick wirkt es zu plakativ, zu einfach, zu sehr auf den Körper reduziert. Wo bleibt die Geschichte dahinter?

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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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