Emotionale Prozesse.

Bis noch vor eine paar Jahren war ich ein Pessimist und habe eher immer das Schlechte im Menschen und in der Welt gesehen als das Positive. Ich weiß nicht warum sich das in den letzen Jahren um 180 Grad gedreht hat. Mein Leben ist beschwingter als vorher. Früher dachte ich auch, nur wenn es mir schlecht geht, kann ich kreativ arbeiten. Aus einem Tief gingen immer kreativere Leistungen hervor als aus kleinen Hochs.

In den letzten Monaten fing ich an, alles nur noch als Option oder Möglichkeit wahrzunehmen. Ich entwickle langsam ein Gespür dafür was mir gut tut und wovon ich lieber die Finger lassen sollte. Es ist wie mit allen Dingen im Leben – es kann alles viel zu schnell vorbei sein. Vielleicht drehe ich gerade jetzt in den Wintermonaten so enorm auf mit freien Projekten, weil ich im Inneren spüre, es könnte bald alles vorbei sein. Wenn die eine Tür verschlossen ist, gehe ich eben durch die nächste. Das Leben ist eine Ansammlung von Optionen, die man entweder wahrnimmt oder nicht.

Biegt man einmal falsch ab, bedeutet das kein Weltuntergang, sondern bringt dir eher die Erkenntnis, beim nächsten mal die richtige Kurve zu nehmen. Früher habe ich den Kopf in den Sand gesteckt und hätte auf die Welt geschimpft. Heute weiß ich, dass jeder, der wirklich was verändern möchte oder der ein Ziel hat, dies auch erreichen kann. Nicht mit der Brechstange, sondern mit Ausdauer. Dies kann sehr beschwerlich sein und die Steine, die auf den Weg liegen muss man manchmal auch mit einer Schubkarre über eine Klippe schmeißen.
Aber man kann nicht heute anfangen mit dem Fotografieren und hoffen, dass man morgen der nächste Andreas Gursky ist. Alles was man erlebt, kann man in die eigenen Fotos packen, die Seele die man in sich trägt, kann man auf die eigenen Bilder übertragen. Dies ist aber ein Prozess, der ein ganzes Leben lang anhält. Es ist auch immer eine Auffassung, wie man die Fotografie sieht. Für mich ist das Fotografieren immer ein emotionaler Prozess.
Ich verstehe aber auch, dass es andere Fotografen gibt, die in der Fotografie solange die Kuh melken bis sie keine Milch mehr gibt, aus Scheiße Gold machen oder aber fernab der Fotografie effektives Marketing betreiben.
In dem Moment bin ich dann vielleicht doch zu wenig Geschäftsmann, sondern einfach nur ein Typ, der gute Bilder machen und der davon auch noch leben möchte.

Ein guter Verlier sein, doch auch ein guter Gewinner, ein
Kluger Spinner, ein mutiger Nichtschwimmer
Will ein Lebenskünstler, ein dilettantischer Stümper
Ein Alter mit Kinderaugen, ein absoluter Beginner

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Martin Neuhof

Ich bin geborener Leipziger, ein Fotograf und aktiver Mensch. Ich schreibe seit 2005 Dinge ins Internet. Hier findet ihr eine Mischung aus den Themen Fotografie, Aktivismus und Politik.

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